Bis vor kurzem galt die Wirtschaftsgeschichte als Orchideenfach, das für die grossen Debatten in der Ökonomie und der Geschichtswissenschaft irrelevant war. Seit der jüngsten Finanz- und Wirtschaftsgeschichte hat sich diese Einschätzung grundlegend geändert.Warum hat sich die Schweiz im 19. Jahrhundert lange Zeit gegen ein Patentgesetz gewehrt? Welche Vorstellungen von Markt, Preis und Regulierung liegen der schweizerischen Landwirtschaftspolitik zugrunde? Wie ist eine Firma organisiert, die seit dem 18. Jahrhundert religiöse Bilder in alle Welt exportiert? Wie hat sich die internationale Finanzkrise von 1907 auf die Schweiz übertragen?Die Beiträge zeigen, wie gewinnbringend es ist, wirtschaftshistorische Themen wieder ins Zentrum der Geschichtswissenschaft zu rücken. Und sie sind Ausdruck davon, dass der lähmende Streit zwischen Struktur- und Kulturgeschichte endgültig der Vergangenheit angehört. Einen kulturgeschichtlichen Blick auf materielle Veränderungen zu werfen ist heute ebenso legitim wie eine ökonometrische Untersuchung von Agglomerationseffekten in der Schweiz vorzunehmen.