Wie kommen Gruppen und Akteure zu «ihrer» Kultur, und wie werden aus alltäglichen Phänomenen besondere, geschätzte Kulturgüter (Cultural Property)? Welche Bedeutung hat Technik für die Entstehung von klingendem Kulturgut? Die Studie erforscht am Beispiel der alltäglichen Klangwelt aus der Perspektive einer anthropology of the senses die sinnliche Dimension der Entstehung von Cultural Property und Cultural Heritage: die Beziehung zwischen Gruppen und ihren ephemeren Kulturgütern und die Stabilisierung dieser Verbindung durch Performances, Medien und Archive.Der Autor verbindet die Themenfelder kulturwissenschaftliche Technikforschung, Sound-Studies und Heritage-Studies. Auf der Basis von Interviews, Rundfunkarchivalien und weiteren ethnografischen Daten untersucht er in empirischen Fallstudien aus der alltäglichen Klangwelt die maritime Klanglandschaft Flensburgs, klingende Erinnerungsorte im Rundfunk und Politiken der Archivierung des audiovisuellen Erbes. Technik ermöglicht die kulturelle Aneignung von Klängen: Archiv-, Speicher- und Medientechnik bilden die Voraussetzung für die Verwandlung der flüchtigen Alltagskultur in dauerhaft verfügbare immaterielle Kulturgüter, die für Identitätspolitik und ökonomische Wertschöpfung valorisierbar werden. Drei Modi kultureller Aneignung im Alltag werden konturiert: Wahrnehmung, Semiotisierung und Archivierung.